Was der Deutschkurs für Lehrkräfte aus aller Welt für eine Teilnehmerin bedeutet
Bonnie Friedmann ist seit 2020 Lehrerin an der Oberschule an der Hermannsburg in Bremen. Sie unterrichtet Englisch, Kunst und Darstellendes Spiel. Ihr Lehramtsstudium hat sie in Kalifornien absolviert. Bevor sie nach Bremen kam, hat sie unter anderem in Südafrika und den USA als Lehrerin gearbeitet.
IQ Netzwerk Bremen: Sie sind bereits seit 2020 als Lehrerin in Bremen tätig. Warum besuchen Sie dennoch den Kurs „Deutsch für Lehrkräfte aus aller Welt“ beim Paritätischen Bildungswerk?
Bonnie Friedmann: Im Februar 2020 wurde mir eine Stelle an der Oberschule an der Hermannsburg angeboten. Ich war wirklich glücklich darüber. Die OSH ist eine Inklusionsschule, genau das, was ich wollte. Aber nach kurzer Zeit im Klassenzimmer an der OSH wurde mir klar, dass trotz meiner vielen Unterrichtserfahrung in den USA und auch in Hessen dieser Job wirklich etwas anderes ist. Ich war schnell überfordert, obwohl mich viele nette Kolleg*innen super unterstützt haben. Mein Hauptproblem war, dass ich vorher nur in meiner Muttersprache Englisch unterrichtet hatte.
Dieser Kurs gibt Personen wie mir tolle Unterstützung. Die Lehrerinnen, die uns helfen, sehen, wie schwer der Weg ist, und sie versuchen, dass wir durchkommen und die Kraft haben, es zu schaffen und durchzuhalten. Und sie kennen sich sehr gut in dem Bremer Schulsystem aus und können uns viele Tipps und Kontakte geben.
Was bietet Ihnen dieser Kurs, was Sie nicht bereits in allgemeinsprachlichen Deutschkursen gelernt haben?
Dieser C1-Kurs gibt mir einen klaren Rahmen und zeigt mir Schritt für Schritt, wie ich mit Spaß und Erfolg meinen Job erledigen kann. Und auch schon wie der Kurs an sich läuft, ist ein Beispiel von gut strukturiertem Unterricht.
Dieser Sprachkurs für Lehrkräfte aus aller Welt bietet genau das an, was ich brauche – sowohl den beruflichen Wortschatz als auch einen gründlichen Überblick, wie die öffentlichen Schulen in Bremen funktionieren. Wir lernen, wie es tagsüber im Klassenzimmer läuft. Durch die Rollenspiele haben wir die Chance, alle möglichen Szenarien zu üben, die in der Schule auf uns warten – aber auch, wie das Schulsystem grundsätzlich aufgebaut ist.
Sie haben gerade die Szenario-Methode angesprochen, auf welcher der Kurs basiert, also beispielhafte Situationen, die so auch im Schulalltag passieren können. Welche Vorteile sehen Sie beim Lernen durch Szenarien im Sprachunterricht?
Die Szenarien sind lebendig. Wir können Situationen aus der Schule mit diesen Szenarien bearbeiten und erleben. In Verbindung mit den Szenarien macht der Sprachunterricht viel mehr Sinn. Wir lernen genau das Deutsch, das wir für unseren Beruf brauchen. So ist man motivierter, die schwere Grammatik zu üben – und im Kontext lernt es sich auch leichter.
Die Methode der Szenarien, das Rollenspielen, gefällt mir auch, weil ich ein Theatermensch bin. Aber auch die anderen Kursteilnehmer*innen sind voll mittendrin. Wir spielen richtig gut zusammen, besonders, wenn wir Gespräche unter unmotivierten Schüler*innen spielen. Die machen das alle super gut. *lach*
Können Sie das, was Sie in einem Szenario sprachlich und fachlich erprobt haben, in Ihren Berufsalltag mitnehmen?
Ja! Die Szenarien aus dem Kurs helfen sehr, denn sie sind wirklich das, was man im Klassenzimmer erlebt – Störung im Unterricht, Konflikte mit Kolleg*innen und Eltern. Das sind alles wichtige Teile und die sind alle in unseren Szenarien.
Wir brauchen diese verschiedenen Kommunikationsmethoden, um mit den verschiedenen Menschen zu reden. Ich lerne, wie ich mich authentisch ausdrücken kann, auch im Klassenzimmer.
„In Ausschnitten benutze ich in der Schule täglich, was ich in den Szenarien im Kurs lerne.“
In Ausschnitten benutze ich in der Schule täglich, was ich in den Szenarien im Kurs lerne. Das Szenario zum Lehrer*innenvortrag hat mir sehr geholfen. Ich hatte zwei Vorträge in meiner Schule zu halten. Einen Vortrag zur Projektwoche und einen beim Elternabend. Und es hat durch die Szenarien viel besser funktioniert, weil ich bereits durch die Szenarien im Kurs diese Erfahrungen gemacht hatte. Es hat wirklich geholfen. Ich wusste: Mach es kurz und knapp und dann hat es auch wirklich gut geklappt.
Klingt, als würden Sie aus dem Sprachkurs auch Selbstvertrauen schöpfen …
Man muss wirklich üben, üben, üben und sich gut vorbereiten, um im Klassenzimmer klarzukommen. Besonders die Wortschatzliste für Konfliktlösung hilft mir dabei. Ich gehe immer die Imperativliste durch und wiederhole sie. Ich warte darauf, dass die Wörter in Stresssituationen automatisch kommen – ich sie einfach abrufen kann. Denn im Stress verliere ich leicht mein Deutsch. Aber die Vorbereitung, die hilft wirklich.
Und man reflektiert vorher, ok, es gibt Möglichkeiten, wie man diese Situation lösen kann. Ich bin dadurch entspannter und das hilft enorm. Wenn ich weniger gestresst bin, sind auch die Schüler*innen etwas lockerer. Und wenn etwas schiefgeht, weiß ich auch, ich habe hier in meinen Unterlagen die Ressourcen und ich kann nachschauen. Ich kann nachschauen und morgen kann ich das besser machen. Und das gibt mir Kraft, jeden Tag in die Schule zu gehen und es erneut zu versuchen.
Je besser mein Deutsch ist, desto mehr Selbstvertrauen und Zuversicht habe ich. Ich habe dann mehr Kontrolle und die Schüler haben mehr Respekt.
Mit Hilfe dieses Kurses beim Paritätischen Bildungswerk habe ich das Gefühl, dass ich es schaffen kann. Er macht alle anderen Sachen einfacher.
Liebe Bonnie Friedmann, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihren Weg!
Kontakt
Paritätisches Bildungswerk Bremen
Private Fachschule für Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege
Eva Raschke
Projektkoordinatorin
Telefon: 0421-17472-58
E-Mail: eraschke@pbwbremen.de
Bahnhofsplatz 14
28195 Bremen
Zur Projektseite des Kurses „Deutsch für Lehrkräfte aus aller Welt“
Was sind das für Szenarien?
Hier gelangen Sie zum Lehrmaterial.
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Der Sprachkurs „Deutsch für Lehrkräfte aus aller Welt (C1)” ist Teil des IQ-Projektes „Ausgleichs- und Qualifizierungsmaßnahmen für pädagogoische Fachkräfte” im Landesnetzwerk Bremen.
- Handreichung: Darstellung landesrechtlicher Regelungen zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen von Lehrerinnen und Lehrern.
- Fachgespräch: Bremer Kooperationen bringen internationale Lehrkräfte in die Schulen. (Der Link führt zu Youtube.)